Objektive auf Zentrierung testen
Testet man ein Objektiv auf dessen Abbildungsleistung und Funktion, so sollte der erste Blick auf die Zentrierung gerichtet werden. Hier werden Fertigungstolleranzen am leichtesten sichtbar. Die beste optische Rechung nützt nichts, wenn kleinste Justierfehler alles wieder zu nichte machen. Viele testen nun vor einer Backsteinwand oder Bücherschrank und vergleichen die Bildecken, aber kleinste Fehler bei der Kameraorientierung verfälschen das Ergebnis. Hier soll nun eine einfache und fehlerresistente Testmethode gezeigt werden.
- Geh vor die Tür und suche dir ein frei stehendes weit entferntes, gut strukturiertes Objekt. Es sollte mindestens 20m entfernt sein, bei Tests mit Weitwinkel sollte es noch mehr sein.
- Die Kamera kommt auf ein Stativ, Spiegelvorauslösung und Kabelauslöser sollten bei Telebrennweiten selbstverständlich sein. Bei Weitwinkel und kurzer Belichtungszeit kann man auch freihand fotografieren.
- Das weit entferne Objekt wird nun mit dem mittleren AF Feld scharf gestellt und anschließend der AF deaktiviert. Mitten durch das AF Feld im unteren Beispiel läuft im Vordergrund eine Stromleitung. Das ist nicht ideal aber in diesem Fall egal, da sie sich bereits in mehr als 400m Entfernung befindet und dem AF nicht viel Angriffsfläche bietet.
- Ist das Objektiv schon bei Offenblende akzeptabel scharf, so wird der weitere Test bei Offenblende gemacht. Ist die Schärfeleistung in den Ecken erst abgeblendet gut, so wird der Test ein oder zwei Blenden abgeblendet durchgeführt. Eine Dezentrierung sieht man auch noch abgeblendet und eine gewisse Schärfe muss das Bild bereits aufweisen, um die Ecken vergleichen zu können.
- Am besten wird die Belichtung und Blende nun im manuellen Modus eingestellt, denn für die nächsten 4 Bilder muss sie konstant bleiben.
- Das anvisierte Objekt wird nun mit allen 4 Bildecken aufgenommen. So kann man direkt die Ecken miteinander vergleichen, da sich Objekt, Blende, Entfernung und Fokuslage nicht geändert haben.
- An obigem Bild sieht man nun recht deutlich, dass das Objektiv dezentriert ist. Die linke Seite ist unschärfer, als die rechte Seite.
Diese Stärke an Dezentrierung wird bei Canon noch als normale Fertigungstolleranz angesehen. Sie ist bei normalen Bildern auch nicht sonderlich auffällig, dieser Test ist nur sehr genau. Wer allerdings viele Mosaikbilder macht, wird sich zwei Mal überlegen, ob er so ein Objektiv behalten soll oder nicht, denn eine Justage ist nur selten und auch nur unter größerem Aufwand möglich. Zeigen alle getesteten Objektive eine Schwäche auf einer Seite, so liegt dies wahrscheinlich nicht an den Objektiven, sondern an einem schräg eingebauten Bildsensor. In dem Fall muss das Auflagemaß der Kamera neu eingemessen und justiert werden.