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Sensorreinigung mit Discofilm
Von Zeit zu Zeit ist es notwendig bei digitalen Spiegelreflexkameras den Sensor zu reinigen. Durch die offene Bauart kann Schmutz in den Spiegelkasten gelangen, der sich während der Belichtungen auf dem Sensor niederschlagen kann. Wird in der Kamera die Funktion „Sensorreinigung“ aktiviert, so klappt der Spiegel hoch und der Verschluss wird geöffnet um den Sensor frei zu legen. Was man nun zu sehen bekommt ist nicht der eigentliche Sensor, sondern der Infrarotsperrfilter, der noch einige mm vor dem Sensor liegt. Man reinigt also nicht wirklich den Sensor, sondern nichts anderes als ein vergütetes Stück Glas. Dieses besteht zwar aus mehren Schichten, ist sehr teuer und kann nicht einfach gewechselt werden, aber es zeigt, dass zur Reinigung alle Mittel erlaubt sind mit denen auch Filter gereinigt werden dürfen.
Es gibt nun eine ganze Reihe unterschiedlicher Möglichkeiten, angefangen von Absaugen über spezielle Pinsel mit Flüssigkeiten bis zum Gebräuchlichsten, dem Abwischen mit in Isopropanol oder Methanol getränkten Wattestäbchen. Ich gehe nun mit der Reinigung durch Discofilm einen etwas anderen Weg.
Das ursprüngliche Anwendungsgebiet für Discofilm ist die Säuberung von Schallplatten. Die durchsichtige, wasserlösliche Flüssigkeit mit der Viskosität von Honig wird aufgetragen, trocknet innerhalb einer Stunde ein und bildet eine dünne Folie. In dieser Folie sind nun alle Schmutz- und Staubpartikel eingeschlossen und werden mit dem Abziehen der Folie entfernt. Das Ergebnis ist eine absolut reine Oberfläche. Der enorme Vorteil von Discofilm gegenüber Abdecklacken anderer Art ist die Tatsache, dass er sich im getrockneten Zustand absolut Rückstandsfrei abziehen lässt, er sich jederzeit auch wieder vollständig in Wasser auflöst und die getrocknete Folie eine hohe Reißfestigkeit aufweist.
Einige Hürden müssen aber noch überwunden werden, um mit Discofilm zuverlässig einen Sensor reinigen zu können. Das Hauptproblem besteht darin, in dem tiefen Spiegelkasten einen Angriffspunkt zu finden, an dem die getrocknete Folie abgezogen werden kann. Aber der Reihe nach:
Zuerst wird mit einem Pinsel der Discofilm auf dem Sensor aufgetragen. Das ist unproblematisch, da der Pinsel nur zum Verteilen des Discofilmes dient und die Haare keinen Kontakt mit dem Glas bekommen. Es ist darauf zu achten, dass am Rand keine Flüssigkeit in den kleinen Spalt zwischen Glas und Deckrahmen läuft, da dies später Probleme beim Abziehen der Folie bereiten könnte. Die Gefahr ist sehr gering, aber ich lasse trotzdem lieber einen kleinen Sicherheitsstreifen zum Rahmen.
Nun muss noch eine kleine Abziehlasche integriert werden. Ich schneide aus einem Stück saugfähigem Papiertuch ein 17 x 6mm großes Stück (lieber kleiner als größer) und lege es auf den Rand von der Sensorfläche. Schneidet man auf der Sensorseite kleine Dreiecke ins Papier, so verhindert man dass es sich wellt. Ich verwende die Kimberly-Clark Labortücher Kimwipes fusselfrei, einlagig. Es gehen auch viele andere Papiersorten. Man sollte nur darauf achten, dass sie saugfähig, reißfest und fusselfrei sind. Ein Teil vom Tuch saugt sich mit dem Discofilm voll und geht beim Trocknen eine absolut feste Verbindung ein. Der Rest bildet eine Lasche, mit der die Folie später wieder entfernt wird. Liegt alles flach an, kann die Sensorreinigungsfunktion deaktiviert werden, der Verschluss schließt sich vor dem Tuch und der Spiegel klappt vor. Es ist Geschmackssache, ob man den Discofilm bei geschlossenem Verschluss langsam oder bei offenem Verschluss schneller trocknen lässt. Ist man nicht gerade auf Reisen und muss mit dem Akkustrom sparen, so ist das Trocknen bei offenem Verschluss vorzuziehen. Eine Akkuladung hält ohne Probleme den Verschluss 4 Stunden lange offen. Beim Auftragen und später beim Trocknen sollte die Kamera absolut eben liegen, sonst gibt es dickere und dünnere Stellen. Je nach Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Dicke des Filmes ist er nach ein bis vier Stunden getrocknet (lieber länger warten, als zu ungeduldig sein). Die Bajonettöffnung sollte nicht mit dem Deckel oder einem Objektiv verschlossen werden, da dies den Trockungsprozess um ein vielfaches verlangsamen würde. Das Abdecken der Öffnung mit einem Blatt Papier ist vollständig ausreichend. Auf dem Bild ist der Film gerade am trocknen. Der Rand ist bereits trocken und die runde Stelle in der Mitte ist noch feucht. Ist alles trocken greift man sich die Papierlasche mit einer Pinzette und zieht die Folie unproblematisch ab.
Die ganze Prozedur sollte man zu erst auf einem Fotofilter austesten, um mit der Vorgehensweise vertraut zu werden, denn es macht keinen Sinn, wenn man vor Aufregung so sehr zittert, dass man den Pinsel kaum halten kann.
Hier zwei Bilder vom Sensor unter dem Mikroskop, einmal vor und einmal nach der Reinigung. Die auf dem ersten Bild zu sehenden Staubkörner sind so klein, dass sie auf den Fotos auch bei kleinster Blende erst nach enormer Tonwertkorrektur nachweisbar waren. Eine Reinigung wäre daher noch nicht nötig gewesen, aber es soll gezeigt werden wie gründlich der Discofilm aufräumt.
Kleinbild DSLR
Wie sich gezeigt hat, funktioniert die oben beschriebene Methode bei Crop-Kameras ausgesprochen gut. Der Spiegelkasten bietet großzügig Platz für den doch recht kleinen Sensor, der IR-Sperrfilter hat deutliches Übermaß gegenüber der lichtempfindlichen Fläche und seitlich ist Platz für die Abziehlasche. Bei Kameras mit größerem Sensor geht es hier schon beengter zu. Für meine Canon 5D habe ich die Prozedur etwas universeller gestaltet, da man die Abziehlasche nicht so einfach am Rand unterbringen kann. Der Vorgang läuft hier in zwei Schritten ab.
Zuerst wird die komplette Sensorfläche mit Discofilm eingepinselt. Will man auch den äußersten Randbereich vom Bild reinigen, so muss man wirklich bis ganz an den Rand vom Sensorglas gehen. Eine Vollformatkamera verschwendet nicht viel Platz auf der Sensorebene. Man sollte auf den Verschluss achten, dem man beim Pinseln schon sehr nahe kommt. Es hat sich als unkritisch erwiesen, wenn man bis zu Rand vom Sensor pinselt, ja sogar bis auf den Rahmen. Solange es eine Verbindung zum Discofilm der Sensorfläche gibt, wird er mit abgezogen. Man sollte aber darauf verzichten den Film unter Wärmeeinwirkung (Haarfön) schneller trocknen zu wollen. Bei höherer Temperatur sinkt die Viskosität des Discofilms und er könnte schon bei leichter Schräglage der Kamera auf ungewollte Wanderschaft gehen. Gleichzeitig erhöht sich die Haftkraft zwischen Film und Sensorglas und das ist nicht erwünscht.
Ist der Film trocken, so bringe ich im zweiten Schritt die Abziehlasche an. Dazu gebe ich einen Tropfen Discofilm in eine Ecke (auf der Seite vom eingezogenen Verschluss), verstreiche ihn auf einer Fläche von maximal 5x5mm und lege eine Papierlasche darauf. Der neue Discofilm löst den eingetrockneten Film wieder an, saugt sich mit dem Papier voll und geht mit ihm nach dem Trocknen eine feste Verbindung ein. Die Kontaktfläche sollte nicht viel größer sein, denn ansonsten greift die Kraft beim Abziehen mehr in der Mitte vom Sensor an und nicht am Rand wie sie soll. Diese Universalmethode funktioniert natürlich auch an Crop-Kameras.
Vergleich mit anderen Reinigungsmethoden
Vorteile
- Discofilm lässt sich absolut rückstandsfrei abziehen und hinterlässt nicht wie Isopropanol oder andere Flüssigkeiten beim Trocknen Schlieren und andere Rückstände.
- Das Abwischen mit Wattestäbchen birgt das Risiko mit einem gerade aufgenommenen harten Staubkorn das Glas zu verkratzen, dies kann hier nicht passieren, da kraftfrei aufgetragen wird und der zähe Film als Schutz wirkt.
- Alle anderen Reinigungsmethoden schieben den Schmutz lediglich in eine Ecke, da sie nur einen geringen Teil mit dem Stäbchen oder Pinsel wirklich aufnehmen können. Mit Discofilm wird er vollständig und dauerhaft aus der Kamera entfernt.
- Bei den anderen Reinigungen, sind meist mehrere Durchgänge nötig, da die Schmutzpartikel so klein sind, dass sie beim Abwischen nicht konkret angegangen werden können (zu klein für das unbewaffnete Auge). Der Discofilm vergisst keine Staubkörner. Jede Stelle die mit ihm Kontakt hatte wird absolut staubfrei.
Nachteile
- Relativ lange Dauer, bis der Film getrocknet ist.
- Wird zu viel oder zu dickes Papier als Abziehlasche verwendet kann der Verschluss beschädigt werden.
- Discofilm kann nur wasserlösliche und benetzende Stoffe aufnehmen. Fetthaltige Stoffe wie Fingerabdrücke und Ölspritzer werden nicht vollständig aufgenommen.
Probleme
Wird der Discofilm zu sparsam und dünn aufgetragen, so kann er beim Abziehen reißen und Stellen auf dem Sensor zurück bleiben. Nun keine Panik bekommen und nicht versuchen den Rest abzurubbeln. Einfach neu beginnen und wieder Discofilm auftragen. Der neue Film wird den Rest auflösen und vollständig absorbieren.
Manchmal reißt auch die Papierlasche beim Abziehen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass eine nicht ausreichend widerstandfähige Papiersorte gewählt wurde. Das sollte im Vorfeld mit Reißtests geklärt werden.
Es wurde mir von Problemen berichtet, die in Zusammenhang mit durch anderen Reinigungsmethoden verkratzten Sensoren stehen. Besonders scheint dies Sigma DSLRs zu betreffen, da hier die Vergütung kratzanfälliger ist, als bei anderen Herstellern. Hier reinigt man auch nicht den Infrarotsperrfilter, sondern direkt das letzte Schutzglas vor dem Sensor. Die nicht besonders widerstandsfähige Vergütung ist an den Kratzern vorgeschädigt. Der Discofilm zieht nun nicht nur den Staub, sondern auch diese beschädigten Stellen vom Glas ab. Das Ergebnis ist ein etwas intensivierteres Erscheinungsbild der Kratzer, das die Vorschädigung voll sichtbar macht.
Lässt man den Film bei geschlossenem Verschluss trocknen, so muss man beim Aufnehmen der Kamera darauf achten, dass sie weiterhin waagerecht gehalten wird bis sicher ist, dass der Film auch wirklich trocken ist. Sollte der Film noch nicht tocken sein, könnte er sonst verlaufen und den Verschluss verkleben.
Fragen, Anregungen, Hinweise??? Die diskutieren sich am besten im DSLR Forum.
Discofilm? Woher?
Inzwischen ist es mir gelungen ein eigenständiges Produkt zu entwickeln, das speziell auf die Anforderungen von DSLR Sensorgläser zugeschnitten ist. Daraus ergeben sich einige Verbesserungen zum Discofilm:
Durch den Zusatz von längeren Polymerketten ist der Film deutlich reißfester geworden. Man braucht den Film nicht mehr so dick auftragen, wodurch sich die Trockenzeit um 50% reduziert.
Für den Fall, dass man beim Auftragen des Filmes auf den Sensorrahmen gepinselt hat konnte es beim Abziehen Probleme geben. Die Polymerlängenverteilung wurde dahingehend optimiert, dass in den meisten Fällen der Film immer noch komplett entfernt werden kann. Natürlich sollte man immer noch vermeiden auf den Rand zu malen.
Die Inhaltsstoffe vom Sensor-Film sind vollständig überwacht, so dass eine Garantie auf die chemische Verträglichkeit mit der Sensoroberfläche gegeben werden kann.
Das passende Papier für die Abziehlaschen wird mit geliefert. Die Suche nach dem optimalen Papier kann damit entfallen.Viele weitere Informationen und den Shop findet man auf www.sensor-film.com/de.
Das Video zur Reinigung
Ich habe ein etwas über 4 minütiges Video zur Reinigung gedreht und man kann es hier downloaden: Video (rechts klicken und "Ziel speichern unter" wählen) Dateigröße: 9,4MB Videocodec: XviD
Jeder macht die Reinigung auf eigene Verantwortung und für etwaige Schäden bin ich nicht haftbar.
Letzte Änderung: 30.05.10